Als ich den Artikel über Patrick Wieschke und seine unrühmliche Rolle im Knockout51 Verfahren geschrieben hatte, war mir klar, dass es dafür nicht nur Applaus geben würde. Persönliche Verbindungen zählen für manche Leute leider mehr als politische Vernunft und Moral. Ich bin trotzdem davon ausgegangen, dass diejenigen, die bis dahin unkritisch mit dem ganzen Fall umgegangen sind, danach ins Denken geraten und der Sache mehr Aufmerksamkeit schenken. Aufmerksamkeit gab es. Viel sogar.
Alte Kameraden, die Wieschke kennen und die Aussagen gelesen hatten, bedankten sich bei mir, dass doch endlich mal jemand etwas dazu sagt und nicht einfach darüber weg geht. Außerdem gab es viele – vor allem sehr viele junge – Kameraden, die Wieschke oft gar nicht kannten, aber sagten, dass sie viel aus dem Text gelernt hätten. Dass der moralische Kompass bei vielen Kameraden noch gut funktioniert und einige auch noch etwas aus der Geschichte lernen konnten, ist erfreulich.
Wenig erfreulich dagegen ist, dass viele der Leute, die sich angesprochen fühlen müssten, den Text zwar sicher gelesen haben werden, aber daraus nicht die notwendigen Konsequenzen gezogen haben. Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht um die fehlende Würdigung des Textes, sondern um den fehlenden Willen das Richtige zu tun und Konsequenzen zu ziehen.
Erst wirkte es, als wollte man das Ganze einfach aussitzen. Das scheint letztendlich doch nicht so gut funktioniert zu haben, denn inzwischen gibt es eine Reaktion auf den Text. Ich bin mir sicher, dass es diese Reaktion nur gibt, weil sich viele Leute dazu gemeldet und nachgefragt haben. Man hofft wohl, dass mit dieser Antwort das Thema endlich abgeschlossen wäre.
Vielleicht wusste man nicht wo man dazu Stellung nehmen sollte. Vielleicht hielt man es für schlau, die Reaktion nur einer ausgewählten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, damit es keine weitere Diskussion dazu gibt. Wie auch immer… Auf jeden Fall gab es die Stellungnahme in „DN – Deutsche Nachrichten – Nachrichten von der Heimat“ (Ausgabe 40, 08/24). Die DN sind der Nachfolger der vorherigen Parteizeitung „Deutsche Stimme“, die inzwischen als Magazin herausgegeben und vertrieben wird. Klar ist eigentlich, dass eine Mitgliederzeitung nicht von jedem gelesen wird. Wahrscheinlich werden die Deutschen Nachrichten nicht einmal von jedem Mitglied gelesen. Ganz sicher werden sie aber nicht von den Außenstehenden, also denen die man eigentlich für die eigene Arbeit in der Partei begeistern wollen müsste, gelesen…
Ich hab – obwohl Nichtmitglied – den Artikel mit dem Titel „Frank Franz – Rückblick und Ausdruck – Darauf konzentrieren, uns selbst zu stabilisieren“ gelesen, weil er mir zugesendet wurde. Ich denke, dass ich die Stellungnahme zu Patrick Wieschke so nicht stehen lassen kann.
Ich hatte die Wieschke-Aussagen zu einem Thema gemacht, und wenn ich die Stellungnahme von Frank Franz unwidersprochen im Raum stehen lassen würde, würde das wie eine Zustimmung wirken. Ich kann ihm aber nicht zustimmen und Ihr werdet gleich auch verstehen wieso.
Was steht eigentlich in der Stellungnahme?
In dem genannten Artikel bezieht Frank Franz als HEIMAT-Bundesvorsitzender Stellung zum allgemeinen Zustand der Partei DIE HEIMAT und gibt seine Sicht wieder. Gegen Ende des knapp zweiseitigen Artikels, heißt es dann zum Thema Wieschke:
Die Umstände der Verhaftung um unser Vorstands- und Präsidiumsmitglied Patrick Wieschke wurden ebenfalls erörtert. Das Präsidium und der Parteivorstand sehen nach Rücksprache mit Rechtsanwälten und Patrick Wieschke kein Fehlverhalten. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, werden sich die Vertreter der Parteigremien nicht weiter dazu äußern. Patrick Wieschke hat – insbesondere vor dem Hintergrund der Schwere der Anschuldigungen – selbstverständlich das Recht, sich in Absprache mit seinen Vertretern so zu verteidigen, wie es angemessen und notwendig ist, ohne andere zu belasten. Ein solches Verhalten ist uns nicht bekannt. Weder der Vorstand noch das Präsidium sind der richtige Adressat für Anfragen, Rückfragen oder Kritik. Ungeachtet dessen wird Patrick Wieschke auf den kommenden Parteitagen weder auf Bundes- noch auf Landesebene für ein Amt kandidieren.
Der Abschnitt ist so überschaubar, dass es sich lohnt, ihn Stück für Stück aufzugreifen:
Die Umstände der Verhaftung um unser Vorstands- und Präsidiumsmitglied Patrick Wieschke wurden ebenfalls erörtert.
Löblich. Klingt nämlich erst einmal so, als würde man doch eine Art Aufarbeitung betreiben wollen.
Allerdings wird dieses Gefühl sofort mit dem folgenden Satz wieder zunichte gemacht.
Das Präsidium und der Parteivorstand sehen nach Rücksprache mit Rechtsanwälten und Patrick Wieschke kein Fehlverhalten.
Das ist tragisch und außerdem gelogen. Ich weiß aus diversen Gesprächen, dass es in beiden Gremien Kameraden gibt, die das Aussageverhalten von Patrick Wieschke durchaus anders interpretieren als uns dieser Satz glauben machen mag. An deren Stelle würde ich mich bei Frank Franz für diese Aussage bedanken, denn sie legt nahe, dass es die einstimmige Meinung von Präsidium und Vorstand wäre… Das ist sicher nicht der Fall.
Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, werden sich die Vertreter der Parteigremien nicht weiter dazu äußern.
Eine gern verwendete Floskel, wenn man ein Thema abschließen möchte. Die Bezugnahme darauf, dass man laufende Verfahren nicht weiter kommentieren mag, ist für Beschuldigte auch durchaus sinnvoll. Ein im laufenden Verfahren die Aussage verweigernder Beschuldigter sollte auch an anderer Stelle nicht sein Schweigen brechen, um den Ermittlungsbehörden kein neues Futter zu liefern. Soweit ich das weiß, ist aber kein weiteres Mitglied des Präsidiums/Vorstandes beschuldigt. Es wäre also sehr wohl möglich, als Ausstehender seine Meinung zu dem Verfahren zu äußern. Wäre für eine Partei, die an anderer Stelle im gleichen Artikel die Wichtigkeit von Netzwerkarbeit betont, sicher auch eine gute Idee. Wer sich nicht als Einzelspieler abseits aller anderen Schattierungen des Widerstandes sieht, täte sicher gut daran, Solidarität mit anderen vom System angegriffenen Oppositionellen zu zeigen. So schafft man Vertrauen abseits der eigenen Blase, bricht die Isolation einer verknöcherten Struktur auf und macht aus dem Wort „Netzwerkarbeit“ mal mehr als eine Floskel…
So langsam nähern wir uns danach dem wirklich relevanten Teil der Stellungnahme, wenn es heißt:
Patrick Wieschke hat – insbesondere vor dem Hintergrund der Schwere der Anschuldigungen – selbstverständlich das Recht, sich in Absprache mit seinen Vertretern so zu verteidigen wie es angemessen und notwendig ist, ohne andere zu belasten.
Liest sich, wenn man nicht bereits wüsste, wie es gelaufen ist, toll und vernünftig. Natürlich hat man das Recht sich zu verteidigen. Ich würde sogar noch weitergehen und sagen, dass man als Angeklagter in einem politischen Verfahren die Pflicht hat, sich vernünftig zu verteidigen, weil die oft schablonenhaft konstruierten Anklageschriften sonst gern als Vorlage für folgende Verfahren gegen andere Oppositionelle werden. Der wesentliche moralische Punkt ist aber der Nebensatz zum Abschluss: „ohne andere zu belasten.“
Das ist also die Hürde, die man auch in Präsidium und Vorstand erkannt zu haben scheint… Scheint wohl aber zumindest für den Autor der Zeilen nur eine Floskel zu sein, denn direkt darauf folgt:
Ein solches Verhalten ist uns nicht bekannt.
Und genau hier hört es auf. Ab hier wird nun offen gelogen! Niemand kann nach der Lektüre der Wieschke-Aussagen behaupten, dass dieser darin niemanden belastet hätte!
Es ist mir schwer gefallen zu verstehen, dass man sich nicht direkt zu dem Fall Wieschke äußern wollte, als die Aussagen publik wurden, dass man nicht sofort Konsequenzen gezogen hat. Aber für all das findet man, wenn man die alten NPD-Strukturen, die inzwischen DIE HEIMAT geworden sind, kennt, aber sicher noch Erklärungen. Dafür, dass offen gelogen wird, gibt es aber keine Rechtfertigung!
Der Artikel ist schon ein paar Tage bei der Basis angekommen und sofern die Mitglieder von Präsidium und Vorstand die Ergüsse des Parteivorsitzenden noch lesen, kann ich nicht nachvollziehen, wieso niemand aufsteht und sich gegen diese Aussage stark macht. Es geht hier nicht um irgendeine Kleinigkeit, nicht nur um das Schicksal eines moralisch verkommenen Vorstandskollegen, es geht auch um die eigene Glaubwürdigkeit.
Gerade in einer Zeit in der man als Nationalist ständig mit dem Rücken zur Wand steht, keine Verankerung in den Parlamenten oder eine andere starke Lobby im Rücken hat, ist die Glaubwürdigkeit das Einzige, das wir als Waffe vor uns hertragen können. Die eigene Glaubwürdigkeit ist das, was uns wirklich von den Dienern dieses verkommenen Systems unterscheidet. Das darf man nie vergessen.
Weder der Vorstand noch das Präsidium sind der richtige Adressat für Anfragen, Rückfragen oder Kritik.
Wäre es nicht so traurig, wäre es fast unterhaltsam wie man im letzten Teil des Abschnitts versucht, die Diskussion zu beenden. Die Aussage ist einfach falsch. Solange Präsidium und Vorstand keine Konsequenzen gezogen haben, bleibt das niederträchtige Verhalten von Patrick Wieschke sehr wohl etwas, womit sich alle Mitglieder dieser Gremien konfrontieren lassen müssen. Patrick Wieschke hält weiter an seinen Posten fest, er hatte offensichtlich selbst nicht die Größe gehabt die Posten niederzulegen und von Euch als Vorstandskollegen hatte keiner den Schneid, ihm das unmissverständlich genug nahezulegen. Solange das so ist, habt Ihr nicht die notwendigen Konsequenzen gezogen und müsst Euch daher auch damit konfrontieren lassen. So funktioniert das Leben nun einmal abseits aller Floskeln.
Der letzte Satz des Abschnitts zur Causa Wieschke wirkt dabei fast lustig, wenn es heißt:
Ungeachtet dessen wird Patrick Wieschke auf den kommenden Parteitagen weder auf Bundes- noch auf Landesebene für ein Amt kandidieren.
Wie es dazu kommt, dass Patrick Wieschke nicht mehr für Ämter zur Verfügung steht, bleibt ein Geheimnis. Aber ein Geheimnis, was man leicht erklären kann. Sowohl Patrick „Ich muss auch an mich denken“ Wieschke als auch dem Rest von Vorstand und Präsidium dürfte klar sein, dass man mit der Schuld, die er auf seine Schultern geladen hat, nicht ohne eine riesige Diskussionen auf den kommenden Parteitagen kandidieren können wird. Umso mehr Aufsehen es mit solchen Diskussionen innerhalb der Gesamtpartei geben würde, umso weniger wird man an dem Märchen vom Patrick Wieschke, dem Funktionär ohne Furcht und Tadel, festhalten können. Genau das ist aber die Marschrichtung, die man gern innerhalb der Partei DIE HEIMAT durchsetzen würde. Einen anderen Schluss lässt die Stellungnahme leider nicht zu.
Die ganze Causa Wieschke sollte uns alle betroffen machen. Eine Partei, die sich unter ihrem alten Namen gern als Speerspitze des nationalen Widerstandes darzustellen versucht hat und sich nun gern das Etikett als Dienstleisterpartei für engagierte Widerständler geben würde, ist nicht mal in der Lage, eine ehrliche Analyse vorzunehmen und moralisch verwerfliches Verhalten eines ihrer Funktionäre zu benennen. Es scheitert nicht erst daran, dass man die Konsequenzen nicht zieht (oder vielleicht nicht ziehen kann, weil die Satzung es nicht hergibt), sondern schon an der ehrlichen Aufarbeitung. Zumindest für mich, ein desaströser Eindruck, der sich dabei aufdrängt.
Ich bin froh, dass das Empfinden an der Basis da gesünder ist, denn so bleibt die Hoffnung, dass das Werkzeug NPD/HEIMAT auch auf Bundesebene nicht nur ein Narrenschiff sein muss, dass bis zum Ende aller Tage durch die politischen Gewässer der Bundesrepublik irrlichtert. Vielleicht findet sich irgendwann ja doch noch ein Steuermann samt Mannschaft, der mal mit dem groben Besen durchfegt, alten Ballast wirklich von Bord wirft und der Basis damit eine Struktur bieten kann, in der man gern mitarbeiten mag… Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt…