Wenn man sich mit dem Teufel einlässt…

Wenn man sich mit dem Teufel einlässt...

Die Bundestagswahl steht vor der Tür und damit der große Schaulauf der Verwalter dieser Republik. Wie vor jeder Wahl wird versucht dem Wahlvolk Sand in die Augen zu streuen und die eigenen Tröge für eine weitere Legislaturperiode zu sichern. Das Wahlvolk benimmt sich wie immer, frustriert von der eigenen Situation wird viel geschimpft und die da oben werden verflucht. Unterm Strich wird aber trotzdem wieder den Lügen von der geplanten, jetzt natürlich unmittelbar bevorstehenden Veränderung geglaubt und das Kreuz im Raster der gewohnten Parteien platziert.

Wer das Treiben mit offenen Augen betrachtet, kommt nicht umhin festzustellen, dass der Begriff Demokratie nur ein Name ist für den Mantel, der um ein ekelhaft verlogenes Treiben gehüllt wird. Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Wahlen in dieser Republik korrekt ablaufen, bleibt der Rahmen, der dem Wähler bleibt, darauf begrenzt festzulegen wer die Tröge leert, die der Steuerzahler fleißig aufgefüllt hat. Die alte Weisheit, dass Wahlen längst verboten wären, wenn sie etwas ändern würden, drängt sich unmittelbar auf. Sie gehört quasi zum Standardrepertoire jeder Widerstandsbewegung, die die Verhältnisse kritisch reflektiert und sich selbst ernst nimmt.

Sich daraus ergebende Schlüsse werden von der nationalen Opposition allerdings nicht konsequent umgesetzt und dafür gibt es verschiedene Gründe. Der wohl traurigste, aber auch wesentlichste Grund ist dabei die Planlosigkeit. In Ermangelung eigener Konzepte für den Umgang mit diesem Problem wird auf das Muster zugegriffen, dass man uns allen von klein auf vorgesetzt hat…

Wenn man keine Vorstellung davon hat, wie man die hier herrschende Misere angehen sollte, landet man also entweder in der Lethargie, weil man nicht weiß, wo man ansetzen soll und tut nichts außer über die „da oben“ zu fluchen, oder der Adaptierung des antrainierten Verhaltens „politische Veränderung läuft über Parteien und den Stimmzettel“. Im Grunde ist das das Muster, was man am häufigsten vorfindet.

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast über die Gründe lachen, die dabei als Legitimation für das Handeln im Raster dieser Republik herangezogen werden. Die ehrliche Antwort wäre „Ich habe einfach keine Idee, also tue ich was alle tun und hoffe, dass es doch irgendwas bringt.“, aber so ehrlich ist man dann in der Regel nicht. Vielleicht nicht einmal zu sich selbst…

Kreativere Köpfe haben sich für die Legitimation ihres Handelns einen mächtigen Beistand gesucht, schließlich hat der Führer nach 1923 auch stets darauf gepocht, dass man sich legal verhalten solle und natürlich an Wahlen teilnehmen muss. Gute und richtige These, sowohl inhaltlich als auch argumentativ, denn wer widerspricht schon gern dem Führer. Was für die damalige Zeit stimmt, ist aber leider nicht so einfach eins zu eins auf die heutige Zeit zu übertragen.

Die BRD ist nicht Weimar und der Führer hätte – so viel muss man ihm zumindest unterstellen, sofern man ihm die politische Weitsicht zugesteht, die letztlich zur Machtergreifung des historischen Nationalsozialismus geführt hat – 2017 wohl kaum mit der simplen Kopie einer mehr als 80 Jahre alten Schlussfolgerung, die dazu noch auf eine ganz andere gesellschaftliche Ausrichtung und einen anderen Machtapparat als Gegner abzielte, geantwortet. Wenn man also heutzutage zu einer vernünftigen Antwort kommen will und den Führer schon als Argumentationshilfe dabei bemühen will, kann man sich höchstens fragen, was AH heute wohl getan hätte und nicht was vor 80 Jahren taktische Vorgabe war. Das passiert in der Regel aber nicht. Die Folge ist also auch hier ein Arbeiten im politischen Hamsterrad.

Andere Aktivisten, die nicht in der Lethargie versinken und sich zumindest ihren Anspruch erhalten wollen, dass sie verstanden haben, dass reine Mitarbeit im Rahmen des gesellschaftlich antrainierten politischen Verständnisses nicht ausreicht, verlieren sich bisweilen in Illusionen von Aufständen, Revolten und revolutionären Erhebungen. Allerdings bleibt es dabei in der Regel auch bei reinen Fantasien. Realistische Beschreibungen der Szenarien wie und wann es zu so einer Erhebung kommen sollte und woher das notwendige Wissen dafür stammen soll bleiben aus oder sind fern jeder Realität.

Es ist nicht so, dass ich bei der momentanen Entwicklung des Systems Aufstände und andere Unruheherde als Szenario in den nächsten Jahren ausschließen wollen würde, aber das liegt alles nicht in unserer Hand. Die Unruheherde schafft sich dieses System allein. Militanten Widerstand gegen diese Republik halte ich aus verschiedenen Gründen im Moment für falsch. Er ist nicht umsetzbar und wäre dazu generell auch nicht zielführend, schließlich geht es um die Herzen der Menschen, die unser Volk ausmachen. Diese Menschen muss man gewinnen und nicht in ein Szenario versetzen in dem sie uns fürchten. Aber das soll jetzt gar nicht das Thema sein. Vielleicht ist eine Art „Militanzdebatte“ irgendwann mal ein Thema, dem man sich widmen muss. Solange das nationale Spektrum schon mit der Entwicklung grundsätzlicher Arbeitsstrategien im legalen Rahmen überfordert ist, braucht man solche Gedankenspiele gar nicht anfangen. Sie sind in Anbetracht des vorliegenden Zustands der nationalen Opposition einfach nur gefährlich und bieten eine Steilvorlage für staatliche Ermittlungen.

Wer sich das Stimmungsbild, das nationale Aktivisten zur Bundestagswahl über die diversen sozialen Medien abgeben, einmal ansieht, wird feststellen, dass im Vorlauf der Bundestagswahl alles gewohnt planlos abläuft. Einige wenige stechen heraus, die zumindest die Arbeitsfähigkeit ihrer Strukturen erhalten und/oder ausbauen wollen ohne sich dabei in utopischen Zielen zu verlieren. Davon abgesehen steht der Großteil der Aktivisten planlos da und reiht sich in eine Art „Merkel muss weg!“ Kanon ein. Natürlich ist Merkel ohne Frage zu einer Symbolfigur für viele Fehlentwicklungen der herrschenden Politik geworden, allerdings ist sie auch nur ein Maske der Politik, die dieses System prägt. Eine Abwahl von Angela Merkel ändert höchstens die Marionette. Die richtungsweisenden Strippenzieher bleiben die gleichen und damit auch das, was unterm Strich herauskommt.

Das müsste eigentlich jedem klar sein, der vom System nicht nur als Fehler spricht, weil es zum Szene-Duktus gehört. Wie man trotz der Einsicht, dass das System der Fehler ist, zu solch kurz gegriffenen Forderungen wie „Merkel muss weg!“ kommt, bleibt mir ein Rätsel. Die These, dass man mit dieser Parole dem Durchschnittsbundesbürger den Zugang zu „unseren“ Positionen erleichtern kann, kann nur da Bestand haben, wo es auch Überschneidungen ins bürgerliche Spektrum gibt – und mal ehrlich, welcher Aktivist verfügt schon ernsthaft über solche Überschneidungen in sozialen Netzwerken. Im normalen Leben mag es solche Überschneidungen geben, aber wo es den Zugang gibt, würde man sich selbst und vor allem unserer Bewegung einen größeren Gefallen tun, wenn man den Leuten unsere Positionen ehrlich und klar vermitteln würde statt sie durch halbgaren Unsinn auf eine lange Reise durch die Durchlauferhitzer des rechtskonservativen Politikspektrums zu schicken.

Diese ganze „Merkel muss weg!“ Rhetorik hat für uns keinen Wert, sondern nährt die falsche Hoffnungen, dass mit dem Wechsel der Regierung auch automatisch alles besser werden muss. Das ist aber einfach blanker Unsinn.
Solange nicht die alten Seilschaften sauber abgeschnitten werden und Platz für einen Neuanfang gemacht worden ist, bleibt es unterm Strich wie es ist, lediglich die Gesichter der Symbolfiguren des Systems, das unser Volk ausplündert, ändern sich. Ich halte es für einen großen Fehler, wenn wir anfangen die Ehrlichkeit unserer Forderungen zu beschmutzen, indem wir deutschen Menschen irgendwelche Änderungen versprechen, wenn sie dafür nur fleißig genug gegen Symptome kämpfen würden. Das ist das falsche Signal!

Woher kommt die Perspektivlosigkeit eigentlich?

Ein Teil des Problem ist, dass die deutsche Rechte seit Kriegsende eigentlich Illusionen nachläuft und bei jeder Wahl irgendein „namenhafter“ Funktionär von einer Durchbruchsschlacht oder gar Entscheidungsschlacht fantasiert. Mit dieser oder jener Wahl wird alles anders. Dieses Mal klappt es. Solche Sätze höre ich eigentlich solange ich im nationalen Spektrum unterwegs bin. Umso gemäßigter die Gruppen sind, umso lauter das Geklapper mit so einem Unterton. Ich denke, dass das schon immer so war. Auf jeden Fall ist es so, dass deutlich dienstältere Aktivisten mir stets beipflichten, dass auch sie keine Wahl ohne ein solches Versprechen erlebt hätten. Die Entscheidungsschlachten sind unterm Strich dann aber alle verloren worden und überraschenderweise leben wir und der Widerstand trotzdem noch. Zumindest bei den letztgenannten Punkten besteht wohl Einigkeit. Durch diese Aneinanderreihung von Misserfolgen trotz maximaler eigener Anstrengungen, sind viele Aktivisten – wenn sie nicht einfach resignieren – auf der ständigen Suche nach neuen Heilsbringern, die endlich diesen Kreislauf durchbrechen. Man möchte offensichtlich auch endlich mal das Gefühl haben, dass man die Ernte einfahren kann. Der aktuelle Heilsbringer, die neue „Vergeltungswaffe“ (quasi V2017), soll nach Meinung vieler die „Alternative für Deutschland“ (AFD) sein. Aber wie kurz gegriffen diese Hoffnung ist, wird auch ohne Kristallkugel abseits aller Hochrechnungen klar, wenn man sich nur mal grob mit dem Grundmuster bundesrepublikanischer Parteipolitik in den letzten 50 Jahren auseinandersetzt.

Exkurs: Vom demokratischen Spektrum der BRD

Ohne dabei jetzt auf die Zeit einzugehen in der die Parteienlandschaft aufgrund der Besatzungszonen weniger einheitlich war, kristallisierten sich im Laufe der Phase in der die Bundesrepublik organisatorisch zu ihrer Form gefunden hat erst einmal vier Parteien heraus – CDU/CSU, SPD und FDP. Spricht man über diese Zeit von Anfang der 60er bis Anfang der 80er Jahre stößt man oft auf den Begriff des Dreiparteien-Systems. Drei Parteien, weil CDU und CSU auf Bundesebene bekannterweise nicht gegeneinander antreten, sondern sich ergänzen. Allen genannten Parteien ist gemein, dass sie zumindest seit den 60er Jahren als Parteien der Mitte angesehen werden. Der äußere linke Rand – sofern man die Begriffe rechts und links für die politische Verortung verwenden mag -, der in den letzten Jahrzehnten ohnehin immer stärker präsent war, weil die sogenannte Mitte sich mit der Zeit immer weiter nach links verschoben hat, wird heute abgedeckt von den Grünen und der Linken – zwei weiteren Parteien, die heute im Bundestag vertreten sind. Auffällig ist, dass es in diesem System also mehrere Parteien gibt, die geschaffen und etabliert wurden, um linke Interessen wahrzunehmen, das rechte Spektrum aber im Grunde kein Werkzeug – denn Parteien sind nichts anderes als Werkzeuge – in den Parlamenten etablieren konnte. Das rechte Spektrum – und das fasse ich dabei mal deutlich großzügiger als ich es gewöhnlich tue, weil ich hierbei auch konservative Positionen miteinbeziehe – ist also stark unterrepräsentiert.

Wie es dazu kommen konnte, wirkt erst einmal mysteriös. Gibt es nicht genügend Menschen, die man großzügig unter dem Oberbegriff „Rechts“ zusammenfassen könnte, um gesellschaftlich wahrnehmbar als Partei aufzufallen? Doch gibt es. Es muss also an anderer Stelle kranken. Die erste These, die dazu gern in den Raum gestellt wird, ist, dass die deutsche Rechte zu zersplittert ist, um sich irgendwie wahrnehmbar zu sammeln.
Dass die nationale Opposition zersplittert ist, stimmt soweit natürlich. Der nationale Widerstand, der dabei nicht Bewegung sondern einfach nur „Szene“ ist, ist balkanisiert und lähmt sich seit Jahren selbst. Lähmt sich selbst, nicht weil man sich untereinander bekämpft, sondern weil man ständig nach der großen Einigkeit lechzt und dabei irrlichternden Gestalten nachläuft statt ein brauchbares Fundament zu schaffen, das auch nach einem Sturm noch Bestand hat. Diese irrlichternden Gestalten überspielen zumindest in ihrer Rhetorik die Gründe für die Uneinigkeit in dem sie stets von einem kleinsten gemeinsamen Nenner predigen ohne diesen jemals zu benennen. Würden sie ihn benennen, wäre die Illusion der proklamierten Einigkeit nämlich ganz schnell zerstört.

Neben der Zersplitterung, die sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch den immer stärker hervortretenden Mangel fester Grundsätze und der damit verbundenen Führungslosigkeit ihren Raum geschaffen hat, ist hauptsächlich der Rahmen, den diese Republik bietet, verantwortlich. Das bürgerlich geprägte rechtskonservative Spektrum ist nun einmal nicht bekannt dafür Revolutionen zu starten, wenn die Probleme es nicht bis auf den sauber gemähten Rasen ihres Reihenhausvorgartens schaffen. Das war über Jahrzehnte in dieser Republik so gegeben. Es ist einfach eine Krankheit des Bürgertums generell.

Die Lüge der Selbstverwirklichung durch vollständige Individualisierung im Kapitalismus ist ein Gedanke, dem dummerweise auch die gutherzigen Leistungsträger eines Volkes verfallen können, denn für sie funktioniert das Leben erst einmal in jedem System, weil Fleiß und Produktivität immer ein Auskommen sichern. Dummerweise macht Wohlstand oft auch blind für die Probleme, die nicht direkt ins Sichtfeld geraten und den einzelnen nicht unmittelbar betreffen. Wer sich einmal in dieser Lüge eingerichtet hat, sucht sich, geleitet vom bürgerlichen Selbstverständnis, eine Partei aus, die zumindest vorgibt die eigenen Interessen zu vertreten. Der bei der Wahl wohl einschneidendste Punkt des durchschnittlichen bürgerlichen Wählers dürfte das Verlangen sein den erarbeiteten Wohlstand zu sichern.

Eine Partei, die oberflächlich betrachtet bisher den Rahmen für die Entwicklung des eigenen Wohlstands geschaffen hat, scheint dabei immer eine sichere Bank für das bürgerliche Milieu zu sein. Der Denkfehler dabei ist allerdings, dass der Wohlstand nicht wegen der Politik dieser Parteien erreicht wurde, sondern eher trotz ihrer Politik. Die Quelle des bis heute in weiten Teilen der Bevölkerung noch vorherrschenden Wohlstands liegt im Wesen unseres Volks selbst. Fleiß und Disziplin entfalten auch unter widrigen Umständen enorme Kräfte. Wäre das anders und der Ursprung des Wohlstands in der Politik zu suchen, wäre die Lösung für die wirtschaftlich Probleme weniger erfolgreicher Völker einfach der Export unserer Politikerriege in diese Regionen. Wer einmal in einem dieser Länder war und kurz darüber nachdenkt, merkt schnell, dass damit keinem unterprivilegierten Volk der Welt geholfen wäre…

Das bürgerliche Lager ist, zumindest was die Legitimation des Systems und der Regierung angeht, also ein Eckpfeiler dieser Republik.

In den letzten Jahren ist durch den spürbaren Linksruck der vorangegangenen Jahrzehnte ein Ungleichgewicht entstanden. Große Teile des bürgerlichen Lagers finden immer weniger Anknüpfungspunkte an die quasi traditionell gewählt und unterstützten „Volksparteien“ (ein wirklich gruseliges Wort, wenn man sich die gegen den Erhalt des eigenen Volkes gerichtete Politik dieser Parteien dabei vor Augen führt). Eine logische Entwicklung, die aber auch bei den intelligenteren Strategen in den Machtpositionen dieser Republik nicht unbemerkt geblieben ist. Bereits unter Franz Josef Strauß, dem wohl einschneidendsten CSU Vorsitzenden überhaupt, gab es in den 1970ern und frühen 1980ern lang und intensiv geführte Diskussionen über die bundesweite Etablierung einer vierten Partei. Strauß Idee dabei war, die CSU als eine konservativere Version der CDU, die sich damals bereits immer weiter auf eigentlich linke Positionen zu bewegte, aufzustellen. Strauß sagt man nach, dass er in erster Linie ein Machtmensch gewesen sei.

Ihm zu unterstellen, dass seine Beweggründe bei der Idee der vierten Partei weniger weltanschaulicher Natur waren, sondern der dauerhaften Festigung des Einflusses seines Machtapparates dienen sollten, ist daher keine Polemik, sondern durchaus von Fakten untermauert. Er hatte verstanden, dass es einen bundesweiten Bedarf für eine Partei gibt, die vorgibt das Lebensgefühl von konservativ denkenden Menschen erhalten zu wollen. Ihm war klar, dass Menschen, die sich gar nicht mehr in den Standpunkten der gewählten Vertreter wiederfinden können, anfangen nach Alternativen zu suchen. Erstmal natürlich nach Alternativen in Form einer als wählbar empfundenen Partei. Wenn man dabei nicht fündig wird, kann es aber auch passieren, dass das ganze System in Frage gestellt wird. Diese Gefahr, dass es schnell passieren kann, dass sich eine Konkurrenzpartei rechts von CDU/CSU bilden kann, hatte er kurz vor Beginn der Diskussion um die vierte Partei deutlich vor Augen geführt bekommen, schließlich hatte die NPD 1969 den Einzug in den Bundestag nur recht knapp verpasst. Eine weitere Partei, die dazu noch Teile des eigenen Wählerstamms abzugraben versucht, galt es zu bekämpfen, schließlich galt es die eigenen Pfründe zu beschützen.

Wenn Menschen über Alternativen nachdenken, müssen die Gedanken nicht zwingend im demokratischen Spektrum – zu dem die NPD damals noch zweifelos gehörte – enden. Solche Gedanken sind heutzutage vielleicht ein Schritt, der vielen Menschen vollkommen abwegig vorkommen mag, weil man sich so an den Sermon vom Segen der Demokratie und dem freiesten Staat, der je auf deutschem Boden existiert hat, gewöhnt hat. Trotzdem ist es ein gedanklicher Schritt, der für weitsichtige Menschen als ein gangbarer Weg nicht abwegig erscheinen muss.

Strauß war Jahrgang 1915. Er hatte also durchaus eine Vorstellung davon, dass politische Systeme nicht für die Ewigkeit Gültigkeit haben müssen, schließlich hatte er schon zwei Systeme kommen und gehen sehen. Ein Ende des bundesrepublikanischen Systems, ein Ausbruch aus dem herrschenden demokratischen Rahmen, würde das Ende seines Machtapparats bedeuten und war daher für ihn – und ist bis heute generell für jeden Verwalter dieser Republik – ein absoluter Albtraum.

Die Idee der vierten Partei wurde noch vor Strauß in den frühen 1980ern beerdigt. Beerdigt, nicht weil es keine Leute gab, die seinen Ideen hätten folgen wollen, sondern aus ganz profanen Gründen.
Eine bundesweite Ausdehnung der CSU hätte die CDU durch die nun verfügbare neue Konkurrenz aus dem eigenen Haus bundesweit Stimmen gekostet – genauso wie natürlich umgekehrt die CSU in Bayern anteilig verloren hätte. Wenn es um Machtverlust geht, um den Verlust eigener Pfründe, ist Weitsicht für Politiker offensichtlich kein ausreichendes Argument. Es überrascht wenig, wenn man sich die offensichtlichen langfristigen Konsequenzen der herrschenden Politik für unser Volk ansieht, dass es dem durchschnittlichen Politiker ziemlich egal sein muss wie es nach ihm weitergeht, solange für ihn die Rechnung zu Lebzeiten gestimmt hat.

Warum ich in einem Artikel Episoden aus der Geschichte etablierter Parteien streife? Weil diese Diskussion und die dahinterstehende Idee, nämlich Menschen im „demokratischen Spektrum“ zu halten, Menschen weiter im Moloch dieses Systems gefangen zu halten, bis heute aktuell ist für die Mächtigen dieser Republik.
Die AFD ist keine einzigartige Chance in der Geschichte unseres Volkes, sie ist ihrem Wesen nach eine tief in dieser Republik verankerte neue Hure des System. Sie will kein neues Deutschland, sondern zurück zu den Zuständen als die BRD noch nicht ganz so weit nach links gekippt war und im Vergleich zu heute wie ein besserer Ort wirkt. Das ist die Positionierung der AFD, nicht meine Deutung davon…

Dass eine bessere Bundesrepublik nicht unser Ziel sein kann, ist hoffentlich auch 2017 noch jedem Aktivisten klar.

Davon ab, die AFD ist nicht die erste Seifenblase, die in dieser Republik für das rechtskonservative Wahlvolk aufsteigt. Es mag für viele Aktivisten ja nicht mehr gedanklich so präsent sein – warum sollte man auch aus der eigenen Geschichte lernen? – aber Ende der 1980er und Anfang der 1990er waren die Republikaner nicht der mickrige Haufen, den sie heute darstellen. Wer das nicht mehr auf dem Schirm hat, die Republikaner waren 1989 mit 7% ins Europaparlament eingezogen, saßen mit 7.5% in Abgeordnetenhaus von Berlin und von 1992 bis 2001 im Landtag von Baden Württemberg. Die Republikaner hatten etwa den gleichen Tonfall wie ihn heute die AFD an den Tag legt. Wie die AFD heute waren die Republikaner ein Sammelbecken enttäuschter Bürgersöhne. Wie die AFD heute wurden die Republikaner damals auch von vielen Kameraden, die sich eigentlich nicht dem bürgerlichen Spektrum zugehörig fühlten, hochgejubelt und als Chance gesehen.

Wie falsch man damals schon einmal lag, liegt heute klar auf der Hand. Wer heute noch versucht seine damalige Begeisterung für die Republikaner zu erklären, findet keine sachliche Begründung mehr dafür. Richtung und Aussagen von Partei und Funktionären war durch und durch bürgerlich und einfach nicht vereinbar mit einem Bruch mit dem herrschenden System.

Wer in Anbetracht dieser Fakten noch immer nicht einsehen will, dass der vermeintliche Hoffnungsträger eine Illusion ist, hat im Grunde nur noch ein Argument: „Aber Sven, die Zeiten haben sich verändert. Die Zustände sind viel schlimmer!“ Und das stimmt auch. Das Wählerpotential, das nach einer Alternative sucht, ist mit der Verschärfung der vorherrschenden Probleme gewachsen. Das ist – so paradox es auch klingen mag – natürlich eine gute Entwicklung für jeden, der noch an eine Zukunft für unser Volk glaubt, also auch eine gute Entwicklung für uns, denn jeder, der gedanklich aus dem Rahmen des Systems ausbricht und wirklich etwas ändern möchte, ist einer mehr, der sich auf den Weg in unsere Richtung gemacht hat. Unter diesem Gesichtspunkt ist die AFD also auch für uns eine durchaus nützliche Partei, weil sie ein Zwischenschritt ist für Menschen, die aus ihrem gedanklichen Gefängnis ausgebrochen sind, und sich auf die Suche nach einem neuen Weg begeben haben. Das ist der Nutzen der Seifenblase AFD für uns als Freiheitskämpfer und Systemgegner.

Also doch alles gut und auf dem richtigen Weg?

Leider ist es nicht ganz so einfach. Jemand, der sich auf die Suche nach neuen Wegen begibt, kann auch an ganz anderen Ufern landen, als es für unser Volk wünschenswert wäre. Welches Ziel sie am Ende für sich finden wird stark von den Erfahrungen auf dem Weg zusammenhängen. Jemand, der sich gedanklich gerade erst auf den Weg zu neuen Ufern gemacht hat, freut sich natürlich über jeden Impuls, der einfach und erfolgversprechend wirkt. Wir dürfen uns dabei nichts vormachen, Menschen befassen sich nicht mit Politik, weil sie nichts anderes im Leben zu tun hätten, sondern weil sie Probleme sehen, die ihren Alltag, ihre Komfortzone bedrohen und dafür Lösungen wollen. Alles, was dabei erst einmal erfolgversprechend klingt, wird daher gern angenommen.

Für den bürgerlichen Mob, der sich der „Merkel muss weg!“ Welle angeschlossen hat, müssen sich die Aussagen der AFD wie eine Offenbarung anhören, streifen sie im Kern doch die Symptome der Krankheiten an denen die heutige Gesellschaft leidet und die auch das eigene Wohl zu bedrohen scheinen. Propagandistisch betrachtet macht die AFD also alles richtig. Sie stoppt damit allerdings auch jeden weiterführenden Gedanken, der von dem Kampf gegen Symptome wegführen und den Fokus auf den eigentlichen Herd der Krankheit lenken könnte.

Die momentan vorherrschende Welle der Empörung wird die Probleme nicht hinweg spülen, sondern einfach dahinsiechen und die Probleme konservieren. Ich halte die Ernüchterung, die sich mit dem Einzug der AFD in den Bundestag nach kurzer Zeit einstellen wird, für absolut destruktiv. Die Erfahrung, dass die Leute, die aus dem Blickwinkel eines bürgerlichen Wählers bereits extreme Positionen einnehmen, genauso verlogen sind wie der Rest dieser Republik, wird stark desillusionierend wirken. Das ist so lange kein wirkliches Problem für Aktivisten, die an einem wirklichen Wandel arbeiten, wie wir nicht mit der Politik der AFD in einen Topf geworfen werden können. Wir könnten uns also einfach zurücklehnen, das Debakel, das sich nach dem Einzug der AFD anbahnen wird, amüsiert verfolgen und darauf warten, dass die AFD auch von ihren Wählern als die Luftnummer wahrgenommen wird, die sie ist.

Aber halt, könnten wir das wirklich?

Könnten wir, aber nur, wenn wir den Abstand zu diesen Leuten bewahrt haben und nicht Teil der Tragödie geworden sind. Nur so lange können wir und unsere Positionen als aufrichtige und wahrhafte Alternative – auch nach dem Scheitern dieser Schein-„Alternative für Deutschland“ – wahrgenommen werden und so die nächste Station für diese Menschen sein. Diese gesunde und richtige Position haben große Teil des Widerstandes in den letzten Monaten aber ernsthaft torpediert.

Zurücklehnen können wir uns also nicht. Unsere Taktik muss anders sein. Aggressiver. Wir müssen bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Chance nutzen zu zeigen wo das eigentliche Problem liegt, wo die AFD scheitern wird und unser Standpunkt im Gegensatz dazu ist. Umso schlimmer die Verhältnisse hier werden, umso mehr Menschen werden zu uns stoßen. Das Drama des deutschen Volkes fand seinen Anfang nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht in der reinen Unfähigkeit des deutschen Widerstandes, sondern in den stabilen Lebensverhältnissen, die ein Aufbegehren unattraktiv erscheinen ließen und unser Volk so immer weiter in den Abgrund gezogen haben. Erst der Wegfall dieser Stabilität wird die Menschen wachrütteln. Wir dürfen dabei nun nicht müde werden, sondern müssen daran Arbeiten ein Fundament zu schaffen mit dem wir die ohne Frage immer größer werdende Schar der nach Orientierung suchenden Menschen in die richtige Richtung gewiesen bekommen.

Praktisch bedeutet das, dass man die Umstände im Ganzen als auch im regionalen Bereich sachlich analysieren muss und daraus die richtige Richtung ableiten muss. Für mich bedeutet das, dass wir ein weltanschauliches Fundament zusammentragen müssen, das klar und unmissverständlich zusammenfasst, was unseren Kampf ausmacht. Anhand dieses Fundaments, anhand unserer politischen „Kriegserklärung“ an die herrschende Ordnung müssen wir unsere Politik ausrichten. Nicht wechselhaft wie die Fahne im Wind ständig neue Bündnisse suchen, die keine gemeinsame weltanschauliche Basis haben, sondern durch unsere Arbeit endlich wahrnehmbar den Kader an deutschen Männern und Frauen herausbilden, der sich nicht selbst in diesem Treiben durch Taktiererei verliert.

Machen wir uns nichts vor. Die Macht dieses Systems ist immer noch stark. Man kann uns jederzeit vor Gericht stellen und einsperren. Das geschieht in kleinerem Maß bereits und wird mit den nächsten Jahren nur mehr werden. Der Weg, den wir daher einzuschlagen haben, orientiert sich klar an den Gegebenheiten und Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen.

Die letzten Jahre, auch die Phase in der sich einige der besten Köpfe unserer Bewegung weit weg von Parteipolitik gehalten haben, hat uns gezeigt, dass wir uns auf dem Weg ins Herz des deutschen Menschen an den Mustern orientieren müssen, die diesen Menschen vertraut sind. Wenn das im Moment noch Parteien und Wahlkämpfe sind, dann sind das die Werkzeuge, die wir nutzen müssen, um die Gemeinschaften zu formen aus denen größeres entstehen kann. Nur eins muss dabei immer klar bleiben. Dort wo wir die Werkzeuge und Bühnen dieser Republik nutzen, tun wir dies mit einem klaren Ziel. Wir sind nicht angetreten um Kompromisse mit den Totengräbern unseres Volkes zu schließen. Dort wo wir mit unserem weltanschaulichen Fundament im Herzen antreten, uns zeigen und Einfluss gewinnen, sind wir stets Feinde der hier herrschenden Ordnung! Wahlen sind für uns kein seligmachender Weg zur Veränderung, sondern eine reine Bühne um Menschen aufzuzeigen, dass es noch Deutsche gibt, die an Alternativen glauben und dafür opfern und kämpfen.

Das wird natürlich auch zu Verboten und Repression führen, aber auch das ist nur ein Auswahlprozess. Wer keine emotionale Bindung zu seinem Werkzeug aufbaut, sondern stets das reine Ziel im Auge behält, wird sich auch nicht aufhalten lassen, wenn das Werkzeug gestohlen oder zerbrochen wird, sondern mit einem neuen Werkzeug weiterarbeiten.

Menschen, die im Sturm zusammengehalten haben, werden immer Mittel und Wege finden sich gemeinsam wahrnehmbar zu positionieren. Der Schulterschluss zwischen den Taktgebern des Widerstandes wird, wenn man sich über das Fundament im Klaren ist, nicht an Parteigrenzen halt machen. Denn der Schluss, dass die Arbeit in Parteien immer in einem gegeneinander enden muss, klingt zwar logisch, ist auf uns aber nicht anwendbar. Darf auf uns gar nicht anwendbar sein!

Unter der Voraussetzung eines klaren gemeinschaftlichen weltanschaulichen Fundaments sind unterschiedliche Parteien und Gruppen trotzdem Teil der gleichen Strömung, der gleichen Bewegung. Die leider notwendige Zersplitterung ist für uns heute noch eine organisatorische Notwendigkeit. Solange uns die Sammlung in einer einzigen Organisation nicht möglich sein wird, müssen wir wie ein Hydra agieren. Widerstandsgruppen aufbauen und durch die Arbeit an wichtigen Themen über Organisationsgrenzen hinaus das Vertrauen untereinander – auch über größere Distanzen hinweg – aufbauen.

Im Moment scheint es abwegig, dass wir irgendwann dieses System von innen heraus übernehmen und ersetzen könnten, dafür sind die Strukturen noch zu stark und agil. Jeder Schritt ins System, der nicht von einer konsequenten Feindschaft geprägt ist, wird sich daher gegen uns richten, denn mit diesem System ist es wie mit dem sprichwörtlichen Teufel. Der Teufel ändert sich auch nicht, wenn man sich mit ihm einlässt, der Teufel verändert in dem Fall uns!

Es liegt bei uns, ob wir in der Zukunft Widerstandsgruppen und klare Standpunkte schaffen können, die nicht nur wie Leuchttürme in Deutschland wirken, sondern so gut und zahlreich sind, dass aus ihnen eines Tages eine bundesweite Struktur geformt werden kann. Eine Struktur in der auch die nach Alternativen Suchenden ihren Platz finden können. Das ist unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe über Organisationsgrenzen hinweg. Unsere Aufgabe als deutsche Freiheitskämpfer!

Die „Durchbruchsschlachten“ im Raster dieser Republik sollten tunlichst andere schlagen und propagieren. Wir haben an uns zu arbeiten und dabei die sich bietenden Gelegenheiten den wirklichen Feind anzugehen aufzugreifen statt nur gegen Symptome zu kämpfen.

Aus der Liebe zur Wahrheit und zu unserem Volk ergibt sich die Feindschaft zu diesem System! Das muss unser Leitsatz sein. Wer das nicht unterschreiben kann, hat seine Seite bereits gewählt!

TL; DR – Wer die Wahl der AFD propagiert ist entweder naiv oder dumm. Fangt endlich an zu denken!

Ein Gedanke zu „Wenn man sich mit dem Teufel einlässt…

  1. Ich sage nur : Sehr schön.

    Endlich, die Richtung stimmt.
    Zu wenig Eingang auf die nicht öffentliche Vernetzung außerhalb von Fressebuch und Co.

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